Â
Die Spürhundearbeit boomt – und das ist großartig. Nie war das Interesse an Geruchsarbeit größer. Doch mit dieser Entwicklung wächst auch die Verantwortung für uns Hundetrainer. Denn Nasenarbeit ist nicht gleich Nasenarbeit, und wir sollten uns bewusst machen, wo unsere Grenzen liegen – und wo unsere Stärken.
In der Theorie sieht vieles gleich aus: Geruch + Markertraining + Anzeigeverhalten = Spürhund. Doch die realen Anforderungen an einen Hund, der z. B. Sprengstoff, Schimmel, Drogen, Bettwanzen, Wildtiere oder Krankheiten anzeigen soll, sind so unterschiedlich wie ihre Einsatzorte. Und das betrifft nicht nur den Hund – auch wir als Ausbilder müssen dafür das passende Know-how mitbringen.
💡 Praxis schlägt Theorie
Ich erlebe es leider immer häufiger: Hunde kommen ins Training, die technisch gut auf einen Geruch konditioniert sind – aber sobald es in die Einsatzrealität geht (z. B. Hotels bei der Bettwanzensuche), scheitert es. Warum? Weil Trainer ohne praktischen Einsatzbezug nicht vermitteln können, was es heißt, unter realen Bedingungen zu arbeiten.
-
Ein Trainer, der nie im Einsatz war, kann keine RĂĽckmeldung zu Einsatzsituationen geben.
-
Wer keine Ahnung von Gebäudestrukturen hat, sollte keine Schimmelhunde ausbilden.
-
Und wer nie mit echten Patienten oder Laboren gearbeitet hat, sollte nicht in die medizinische Geruchserkennung einsteigen.
🎯 Was heißt das für dich als Trainer?
Frage dich ehrlich:
-
Habe ich das Praxiswissen, das meine Kunden brauchen?
-
Kann ich die Hundeführer wirklich einsatzbereit machen – oder bilde ich nur theoretisch aus?
-
Kenne ich die Risiken und rechtlichen Rahmenbedingungen in meinem Spezialgebiet?
Es ist keine Schwäche, Kunden weiterzuvermitteln, wenn man selbst nicht über die notwendige Erfahrung verfügt – im Gegenteil: Es zeigt echte Professionalität.
⚠️ Vorsicht bei „Alleskönnern“
Der Markt wird ĂĽberflutet mit Angeboten und Pseudo-Geruchsproben, die einfach verkauft werden. Viele Trainer springen auf diesen Zug auf, ohne wirklich zu wissen, was sie tun. Nur weil man GerĂĽche kaufen kann, heiĂźt das nicht, dass man damit fundiert ausbilden kann.
🔄 Verantwortung vor Vermarktung
Geruchstraining für Freizeit? Super. Beschäftigung für Familienhunde? Unbedingt. Aber Einsatzhunde im Profibereich auszubilden bedeutet mehr, als ein paar Geruchsstoffe zu besorgen und ein Anzeigeverhalten zu trainieren.
👣 Mein Appell an die Branche
Hinterfragt euch. Seid ehrlich zu euch selbst. Was könnt ihr wirklich leisten – und wo holt ihr euch Unterstützung? Der Bereich der Spürhundearbeit ist riesig, faszinierend und voller Möglichkeiten. Aber nur, wenn wir ihn mit Verstand, Respekt und Verantwortung gestalten.
Eure Annette
0 Kommentare